Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 61

1908 - Berlin : Süsserott
— 61 — Kultur hat sich seit 1870 sehr gehoben. Ein feiner Geschmack und ein ausgeprägter Sinn für das Schöne und Elegante sind neben Fleiß und Sparsamkeit (Frankreich ist das Land der kleinen Rentner !) hervorragende Eigenschaften des französischen Volkes, die höchstens noch von seinem Patriotismus übertroffen werden. Die herrschende Staatsform ist seit 1870 die republikanische. An der Spitze des Staates steht ein auf 7 Jahre gewählter Präsident. B. Wirtschaftliches. i. Landwirtschaft. Frankreich ist trotz seiner hochentwickelten Industrie vorwiegend Ackerbaustaat. Da die einzelnen Besitzungen sehr klein sind (Gegensatz zu England!), ist die Bewirtschaftung eine sehr intensive, und der französische Bauernstand erfreut sich bei der großen natürlichen Fruchtbarkeit des Bodens eines bedeutenden Wohlstandes. Nach den hauptsächlichsten Bodenprodukten könnte man drei Regionen unterscheiden: Die öl zone im Süden, die Wein- zone im mittleren und die Getreide- und Obst zone im nördlichen Frankreich. Das Hauptgewicht liegt auf dem Anbau von Wein, Obst, Gemüse und Südfrüchten. Getreide, besonders Weizen und Hafer, gedeiht natürlich überall, muß aber infolge des Städte- reichtums trotz reicher Ernten noch aus den Donauländern ein- geführt werden. Ebenso deckt der Anbau von Kartoffeln, Hanf, Flachs und Tabak (Staatsmonopol) kaum den Bedarf, wogegen Rübenzucker noch in Mengen aufgeführt werden kann. Haupt- zuckermarkt ist Paris. (Produktion 1905/06 rund 970 0001) Überfluß herrscht an Wein, Obst, Gemüsen und Südfrüchten. Frankreich ist das erste We in land der Erde, und seine Weine sind dank der vor- züglichen Kellerwirtschaft ihrer Qualität wegen überall geschätzt. Der Weinbau beschäftigt rund 2 Mill. Menschen; fast 5% der Fläche sind mit Wein bepflanzt, die Jahresproduktion schwankt zwischen 35—7° Mill. hl. (1900 — 67, 1901 — 58, 1902 — 40, 1903 — 35, x9°4 — 66, 1905 —56, 1906 — 52 Mill. hl. — Ausfuhr für annähernd 200 Mill. M.) Die geschätztesten Marken wachsen auf dem Kreide- boden der Champagne (Epernay, Châlons sur Marne, Reims), am Ostabhange des Côte d'or-Gebirges (Burgund-Dijon) und im De- partement der Gironde (Bordeaux). Der Weinbau, früher eine der Hauptquellen des französischen Nationalreichtums, leidet heute sehr unter dem Wettbewerb der Kunstweine, und ein bedeutender Teil

2. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 92

1908 - Berlin : Süsserott
— 92 — Seen und gib ihre Bedeutung für den Po an! In den Südabhang der Alpen eingebettet und vor rauhen Nordwinden geschützt, kann sich an den Ufern der Seen ein üppiger Pflanzenwuchs entwickeln, der sie nebst ihrem milden Klima zu den reizendsten Punkten der Erde macht (Winterkurorte, Fremdenverkehr!). 4. Klima und Bodenfruchtbarkeit. Während der Poebene schroffer Gegensatz zwischen Sommer und Winter eigen ist, ver- schwindet dieser nach Süden immer mehr; die Trockenheit nimmt von Norden nach Süden zu, wo sie durch den von Afrika herüber- wehenden Scirocco noch verschärft wird (Neapel ist 4, Sicilien 5 Monate regenlos). In den Sumpfgebieten herrscht oft das Malaria- fieber, wogegen die Riviera von Kurorten besät ist (San Remo, Nervi). — Das Klima unterstützt die fast unerschöpfliche Frucht- barkeit großer Bodenstrecken — Poebene, Ätnagebiet, Ebenen von Apulien und Kalabrien —, so daß man jahrelang ohne Düngung reiche Erträge erzielt und in manchen Teilen des Landes fast das ganze Jahr hindurch ernten kann. 5. Politisches und Bevölkerung. Italien bildet seit 1861 ein ver- einigtes, konstitutionelles Königreich, dessen Bewohner zum größten Teil Romanen sind und der römisch-katholischen Kirche angehören. Lebhafte Phantasie, rasche Auffassungsgabe, Nüchternheit sind die Lichtseiten, leichte Erregbarkeit und Leidenschaftlichkeit, die wegen einer Kleinigkeit zum Messer greifen läßt (Anarchisten, Geheim- gesellschaften !), endlich in Süditalien Hang zur Trägheit und Un- reinlichkeit die Schattenseiten ihres Charakters. Die Volksbildung läßt noch viel zu wünschen übrig. Die große Bevölkerungsdichte (im Mittel 113 Menschen auf dem Quadratkilometer!) verbunden mit den ungünstigen Erwerbsverhältnissen (Großgrundbesitz, wenig Industrie!) sind die Ursachen einer bedeutenden dauernden sowohl als auch zeitweiligen Auswanderung (300000—500000 im Jahre, hauptsächlich Maurer und Erdarbeiter). B. Wirtschaftliches. I. Die Landwirtschaft beschäftigt in Italien noch mehr als die Hälfte der Bevölkerung und nimmt rund 70% des Bodens in Be- nutzung. Früher war der Anteil des unproduktiven Landes geringer; jetzt liegen infolge jahrhundertelanger Verwahrlosung und infolge

3. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 41

1908 - Berlin : Süsserott
— 4i — der Maschinen- und Schiffbau (auf den Werften am Clyde, am Tyne und an der Themse). Die reichen Tonlager in Stoke upon Trent haben eine hochentwickelte Ton- und Por zeli an warenindustrie hervorgerufen (Waschtoiletten, Klosettkörper, Spülsteine). Gl a s waren werden in London und Birming- ham hergestellt. Die chemische Industrie, außer in London noch im nördlichen England (Newcastle) und in Glasgow ansässig, erzeugt Soda (die meiste von allen Ländern), Schwefelsäure, Farben, Lacke, Seifen Parfümerien. Der eingeführte Rohzucker wird in London, Liverpool, Bristol und Edinburg raffiniert; dabei findet noch ein starker Import von Raffinade aus Deutschland statt (1906 für 156,5 Mill. M). Die Leder- industrie stellt Schuhwaren und Reiserequisiten her. Lo ndo n ist Haupt- ledermarkt der Welt. Die Papierfabrikation in London, Manchester und Bath verwendet sehr viel Haifa, ein Gras aus Algerien. 4. Handel. England ist der erste Handelsstaat der Welt, sein Handel ist Welthandel im vollsten Sinne des Wortes (im Jahre 1905 betrug er 17,6%, mit Kolonien sogar 27,5% desselben). Zwar haben der deutsche und der amerikanische Handel dem englischen großen Abbruch getan (die Zunahme des englischen Handels ist gegen die- jenige des Handels der beiden genannten Länder gering), aber immer noch beherrscht England die Meere, da seine frühzeitige Entwicklung, mit der es allen Staaten vorauseilte, ihm einen zu großen Vorsprung gab. Die günstige Weltlage und Küstenentwicklung des Landes sowie der Unternehmungsgeist des Briten sind bereits erwähnt worden. In seinen vielen und reichen Kolonien hat Großbritanniens Handel ein ungeheures Feld lohnender Tätigkeit. Endlich hat das Britische Reich seine Handelspolitik stets den Verhältnissen anzu- passen verstanden: nachdem es vermittels hoher Schutzzölle und strenger Maßregeln Industrie und Handel zur Blüte gebracht hatte, ging es (1848) zum Freihandel über und pries ihn den andern Staaten als das einzig Richtige an. Der Binnenhandel verdankt seine Entwicklung den vorzüg- lichen Verkehrswegen. Die Bodengestaltung begünstigt die Anlage von Straßen und Eisenbahnen. Die erste Eisenbahn der Welt ist die von Stephenson erbaute Bahn von Stockton nach Darlington. 1906 besaß England ein Netz von 36 450 km, sämtlich von Privatgesellschaften angelegt. Die Schnelligkeit der Züge ist nur auf längeren Strecken größer als bei uns (weniger Aufenthalts- orte, Umleitungen um die Großstädte, sogenannte ,,Junctions"), auf kürzeren Strecken leisten die deutschen Bahnen Besseres. Kühne

4. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 15

1913 - Leipzig : Hahn
15 haben bekanntlich niemals vernünftigen Grund, mithin wäre es lächer- lich gewesen, da mit Worten zu widerlegen, wo das Werk deutlicher sprach. Im Sommer 1812 wurden zugleich mit dem Turnplatz die Turn- übungen erweitert. Sie gestalteten sich von Turntag zu Turntag viel- facher und wurden unter freudigem Tummeln im jugendlichen Wettstreben auf geselligem Wege gemeinschaftlich ausgebildet. Es ist nicht mehr genau zu ermitteln, wer dies und wer das zuerst entdeckt, erfunden, ersonnen, versucht, erprobt und vorgemacht hat. Von Anfang an zeigte die Turn- kunst einen großen Gemeingeist und vaterländischen Sinn, Beharrlichkeit und Selbstverleugnung. So ist es noch. Beim Aufruf des Königs vom 3. Februar 1813 zogen alle wehr- haften Turner ins Feld, und die Sache stand augenblicklich wie verwaist. Nach langem Zureden gelang es mir in Breslau, einen meiner ältesten Schüler zu gewinnen, daß er während des Krieges an meiner Stelle das Turnwesen fortführen wollte. Wenn auch zuerst nur einer als Bauherr den Plan entworfen hat, so haben doch Meister, Gesellen, Lehrlinge und Handlanger treu und red- lich gearbeitet und das Ihrige mit Blick und Schick beigetragen. Das ist nicht ins einzelne zu verzetteln. Auch soll mau nicht unheiligerweise Lebende ins Gesicht loben. Berlin, den 31. März 1816. F. L. Jahn. 14. Das Loch im Ärmel. Ich hatte einen Spielgesellen und Jugendfreund, namens Albrecht, erzählte einst Herr Marbel seinem Neffen Konrad. Wir beide waren überall und nirgend, wie nun Knaben sind, wild, unbändig. Uns’re Kleider waren nie neu, sondern schnell besudelt und zerrissen. Ha gab es Schläge zu Hause; aber es blieb beim alten. Eines Tages saßen wir in einem öffentlichen Garten auf einer Bank und erzählten einander, was wir werden wollten. Ich wollte Generalleutnant, Albrecht Generalsuperintendent werden. „Aus euch beiden wird im Leben nichts!“ sagte ein steinalter Mann in feinen Kleidern und weiß gepuderter Perücke, der hinter unserer Bank stand und die kindlichen Entwürfe angehört hatte. Wir erschraken. Albrecht fragte: „Warum nicht?“ Her Alte sagte: „Ihr seid guter Leute Kinder, ich sehe es euem Böcken an; aber ihr seid zu Bettlern geboren; würdet ihr sonst diese Löcher in euern Ärmeln didden ?“ Habei faßte er jeden von uns an den Ellenbogen und bohrte mit den Fingern in die daselbst durchgerissenen Ärmel hinauf. — Ich schämte mich, Albrecht auch. „Wenn’s euch“, sagte der alte Herr, „zu Haus niemand zunäht, warum lernt ihr’s nicht selbst? Im Anfang hättet ihr den Bock mit zwei Nadelstichen geheilt; jetzt ist es zu spät, und ihr kommt wie Bettelbuben. Wollt ihr Generalleutnant und Generälsuperintendent

5. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 146

1913 - Leipzig : Hahn
146 zu haben glaubte , setzte er sich in den Kopf, seine Patientin unter die Haube zu bringen. 1769 meldete er das erste Aufgebot beim Standesamt seines Bezirks an, das zweite und dritte folgten bald hernach. Mittellos, wie die Verlobten von Haus aus waren, blieb unserem jungen Arzte jedoch nichts anderes übrig, als nun auch deren Aus- stattung zu übernehmen. Weil er ohne eigenes Vermögen war, mußte er die Hilfe eines Freundes hierzu in Anspruch nehmen, die dieser ihm auch in reichem Maße leistete. Sie bauten für das junge Paar ein eignes großartiges Gebäude, und 1775 wurde die Hochzeit darin gefeiert. Ihre Sprößlinge zählen heute nach Hunderttausenden. Mit sehr wenigen Ausnahmen sind sie die wohlerzogensten, fleißigsten und willigsten Geschöpfe. Sie kennen keine Ruhe bei Tag und Nacht und sind wahre Muster von Fügsamkeit und Genügsamkeit. Einige bleiben jahrelang auf einem Flecke stehen oder liegen, ja lassen sich sogar an die Wand hängen, ohne bei ihrer schweren Arbeit viel zu murren oder zu knurren. Andere laufen schneller als der Wind die weitesten Strecken hin und her und finden mit ihren feurigen Augen selbst bei stockfinsterer Nacht sicher ihren Weg. Daß sie stolpern, gehört zu den größten Seltenheiten. Noch andere sind die reinen Wassernixen, denen es ein leichtes ist, nicht bloß über Flüsse und Seen, sondern selbst über Ozeane zu schwimmen, ohne daß ihnen ein einziges Mal die Puste ausgeht. Von der Mutter erbten die Nach- kommen die graziöse Beweglichkeit, von dem Vater die Arbeitslust und Fügsamkeit, zugleich aber auch das schonungslose Verfahren gegen alles das, was ihnen zu nahe tritt ..." Mit einem feurigen Hoch schloß Dr. Engel seinen Trinkspruch. A. Schroot. 70. Die Kunst und die Maschine. Die Zukunft unserer Industrie hängt zu einem guten Teil von der Kunst ab, die unseren Produkten Wert gibt, und die tiefsten Bewegungen des Kunstempfindens in der Gegenwart sind in ihrer Eigenart bestimmt oder mitbestimmt von der Maschine. Immer trat die Kunst in Zeiten hervor, wo der Wohlstand im Wachsen war. Auch bei uns wächst die Menge der Kunst- gegenstände und Kunstdarbietungen mit dem finanziellen Auf- schwung. Es muß eben Geld da sein! Solange die Yölker nur fragen müssen: Was werden wir essen, womit werden wir uns kleiden ? können sie in Kunst wenig tun. Kunst sitzt gern am Feuer der Herren, die etwas haben. So saß sie um die Fürsten herum, auf den Sesseln, die den Bischof umgaben, bei den großen und kleinen Aristokraten der alten Tage bis

6. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 161

1913 - Leipzig : Hahn
161 Gotthard und seine beiden Gesellen, Arnold und Jakob, sowie Lutke, der Lehrjunge, und der freiwillig mitschaffende Gilbrecht wechselten während der Arbeit nur dann und wann ein paar Worte, bei denen aber keine Hand feiern durfte. Immerhin ging es bei der Böttcherei laut genug her, daß sie alle fünf nicht gleich bemerkten, wie sich die Haustür öffnete und zwei Männer eintraten. Über das scharf gezeichnete, verbissene Gesicht des einen von ihnen, eines langen, hageren Mannes in den fünfziger Jahren, flog ein häßliches Frohlocken, und fast auf der Schwelle noch wandte er sich halb zu seinem Begleiter um und sagte ihm leise: „Das ist gut! Er arbeitet mit drei Gesellen und einem Lehrjungen." Dann gingen sie auf den Meister zu, der sie jetzt erblickte, sich von der Schneide- bank erhob und ihnen entgegentrat. Auch die Gesellen stellten die Arbeit ein, und der erste der Eingetretenen sprach: „Gott grüße euch, Gott weise euch, Gott lohne euch, ehrbarer günstiger Meister, und euch, hübsche Gesellen! Wir kommen, eure Gelegenheit zu besehen nach Handwerks Gebrauch und Gewohnheit." „Seid willkommen wegen des Handwerks!" sagte der Meister. „Wir wissen wohl," nahm jetzt der zweite das Wort, „daß es bei dir nicht von- nöten ist, Henneberg, aber du weißt auch, daß wir es tun müssen mit eines hochedlen Rates Vollbord und Befehlich und nach des ehrbaren Amtes Ordnung." „Ich weiß," sagte der Meister, „tut eure Pflicht, ihr Herren! Ich hoffe, ihr sollt nichts Wandelbares finden. Zählt und meßt die Großheit und die Kleinigkeit und die Unwissenheit, wo ich gefehlt habe." „Ei, lieber Meister, was redet ihr!" sagte der Lange wieder, „ihr, der Amtsmeister der ehrbaren Böttchergilde und aller Handwerker leuchtend Borbild, solltet Wandelbares haben; das ist ja zum Lachen." Aber das Lachen kam nicht von Herzen, und der Meister gab auch keine Antwort darauf, sondern schüttelte dem zweiten, einem kräftigen, untersetzten Manne, freundlich die Hand und sagte, als er dessen besorgten Blick erst auf Gilbrecht und dann auf ihn selber sah, ruhig lächelnd: „Gilbrecht, mein zweiter, ist eben aus der Fremde gekommen und wirkt aus Langeweile und zu seinem Vergnügen heute hier ein wenig mit, ist aber nicht mein Knecht." Das Gesicht des anderen heiterte sich auf, und die beiden Männer fingen nun an, mit Visierrute und Kettenmaß ein paar Tonnen auszumessen und das Boden- und Stabholz sowie die Reifenbunde flüchtig zu überzählen. Aber sie taten es nur zum Schein, um der Vorschrift äußerlich zu genügen; denn sie wußten wohl, daß hier alles echt und gerecht und unsträflich war. Es waren die Wardierer, welche die Pflicht hatten, in bestimmten Zeitabschnitten und zwar unangemeldet und über- raschend in den Werkstätten die Gelegenheit zu besehen und alle Hand- werksarbeit genau zu prüfen, zu wägen und zu messen, ob sie genau nach der strengen Handwerksordnung von tadellosem Rohstoff, nach rechtem Maß und Gewicht und in der vorgeschriebenen Art und Weise hergestellt und mit des Meisters Hausmarke gezeichnet war. Sie mußten das Holz, das zu Waffer oder zu Wagen gekommen war, untersuchen, ob es trocken und nicht rissig, von der richtigen Art und von den geschworenen Holz- Lesebuch f. Fortbildungsschulen rc. Allg. Teil. H

7. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 233

1913 - Leipzig : Hahn
233 Stimme ist klangvoll und angenehm, das Auge lebhaft und klar. In ruhiger, schlichter Sprache, mit großer Freundlichkeit und Güte erklärt er dem Besucher manche seiner Apparate, namentlich seine Lieblingserfindung, den Phonographen. Die Versuchswerkstatt ist seine liebste Arbeitsstätte. Hier ist er in ein- samer, stiller Nacht oft bis znm Morgengrauen tätig, und gerade die Morgenstunden sollen ihm die meisten Erfindungen geschenkt haben. Jahre- lang arbeitete er täglich 18 Stunden und begnügte sich dabei mit einer äußerst einfachen Kost, oft fast nur mit Brot. Das Leben des berühmten Mannes nahm seinen Anfang in ein- fachen, ja ärmlichen Verhältnissen. Thomas Alwa Edison wurde am 10. Februar 1847 zu Milan im Staate Ohio geboren und verlebte seine Kindheit in der Stadt Port Huron in Michigan. Sein Vater, der aus Holland stammte, war der Reihe nach Schneider, Baumgärtner und Korn- händler und hatte es trotz seiner Rührigkeit und Klugheit nicht zur Wohlhabenheit gebracht. Edisons Ausbildung war auf den Unterricht beschränkt, den er von feiner Mutter erhielt; von ihr lernte er lesen, schreiben, rechnen. Alles übrige eignete er sich durch eigenes Studium ohne jegliche Beihilfe an. Schon in seinen Knabenjahren war sein Wissens- drang ganz außerordentlich, und er las alles, was er an Büchern und Zeitungen erreichen konnte. Mit zwölf Jahren kam er als Bahn- oder Zeitungsjunge zur Grand-Trunk-Eisenbahnlinie von Canada und Central - Michigan, fuhr mit dem Zuge von einem Ende der Linie zum andern und hatte hierbei den Reisenden Zeitungen, illustrierte Journale, auch Früchte, Gebäck, Zigarren usw. anzubieten. In kurzer Zeit war Edison mit seinem Geschäfte vollkommen vertraut. Er verschaffte sich verschiedene Ver- günstigungen, unter anderem das Vorrecht des ausschließlichen Verkaufs von Drucksachen aus der Grand-Trunk-Bahnlinie, und erleichterte sich schließlich die Arbeit dadurch, daß er mehrere Jungen seines Alters be- zahlte und diesen an seiner Stelle das Anbieten der Waren anvertraute. Er selbst saß in seinem Gepäckwagen und las eifrig in den Büchern, die er sich von seinem geringen Verdienst kaufte. Bald hatte er in seinem Gepäckwagen eine förmliche Werkstatt eingerichtet, in der er während der Fahrt eifrig Versuche machte. Wie vielseitig und unternehmungslustig der junge Edison damals schon war, davon gibt folgende Tatsache einen sprechenden Beweis. Er hatte Gelegenheit gefunden, eine Anzahl abgenutzter Druckbuchstaben und eine kleine Handpresse billig zu erstehen. Sofort begab er sich ans Werk, und in seinem Gepäckwagen verfaßte, setzte, korrigierte und druckte er eine „ Eisenbahnzeitung", die er den Reisenden des Zuges verkaufte. Eine hochherzige Tat wurde zu einem Wendepunkte in Edisons Leben. Als er einst am Bahnsteig von Port Clement stand, sah er mit Schrecken, daß ein kleines Kind spielend auf den Schienen saß, während ein in vollem Lause befindlicher Zug heranbrcmste. Rasch entschlossen, sprang Edison quer über die Schienen und riß das Kind mit sich fort. Die Puffer der

8. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 235

1913 - Leipzig : Hahn
235 der Kaiserin wurde ein neuer Zylinder für die Prinzen eingesetzt, und der Kronprinz sang mit fester Stimme „Heil dir im Siegerkranz"; weniger sicher trug dann Prinz Eitel Fritz das Lied „Ich hatt' einen Kameraden" vor. Dem Prinzen Adalbert schien die Sache sehr gelegen zu kommen; denn er ries, ohne sich zu besinnen, laut und jubelnd in das Sprachrohr: „Papa, ich möchte gern einen Pony haben." Zur Freude der Kaiserin wiederholte der Apparat diese Worte mit überraschender Treue. Anfangs November wurde der Phonograph auch dem Kaiser Franz Joseph I. von Österreich vorgeführt, den es ganz besonders freute, unter den Leistungen desselben auch ein Lied zu hören, das Fürst Bismarck hineingesungen hatte. Trotz seines großen Ruhmes ist Edison stets ein einfacher und schlichter Mann geblieben. Zu seiner Lebensgefährtin erkor er sich eine Arbeiterin, deren gute Eigenschaften und vortrefflichen Charakter er kennen gelernt hatte. Mit ihr führt er ein glückliches Familienleben als musterhafter Gatte und Vater. Die Sonntagsfeier hält er aus das gewissenhafteste und widmet sich an diesem Tage gänzlich seiner Familie; alle wissen- schaftlichen und geschäftlichen Angelegenheiten ruhen an diesem Tage. Nach Ritter von Urbanitzky. 102. Heil der Arbeit. Heil der Arbeit! — Träges Leben gibt uns kein erheiternd Los. Nie wird rühmlich sich erheben, der die Hand legt in den Schoß. Nur muß gleist auch Früchte bringen, denn die Lust ;um Schaffen flieht den, der unter stetem Ringen seines Harms kein Ende sieht. Ntancher wird ins Elend fallen, der sich in die Zeit nicht schickt und statt mut'gem Vorwärtswallen planlos aufs Vergangne blickt. Leer und nichtig sind die Träume von der „guten, alten" Zeit; in der Werkstatt enge Räume trägt sie keinen Segen heut'. Karl Weise.

9. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 350

1913 - Leipzig : Hahn
350 Die Stille der Versammlung hielt noch einen Augenblick an. Da rief der Großherzog von Baden: »Seine Kaiserliche und Königliche Majestät, Kaiser Wilhelm, lebe hoch!' und entzündete die allgemeine Begeisterung. Die Musik spielte »Heil dir im Siegerkranz“, der Kronprinz aber beugte sein Knie, um als der erste dem kaiserlichen Vater zu huldigen und ihm die Hand zu küssen, doch dieser hob ihn auf, zog ihn an seine Brust und küßte ihn auf beide Wangen. Drauf reichte er dem Schwieger- söhne die Hand und ebenso den andern anwesenden Fürsten. Die Geistlichen und die Offiziere traten einzeln und in Gruppen heran, verbeugten sich und schritten zur Seite. Doch bald stieg der Kaiser herab mitten unter die Seinen und ging durch die Reihen, mit Offizieren und Gemeinen leutselig sprechend. Unter den Klängen des Hohenfriedberger Marsches verließ der hohe Herr, begleitet von den Prinzen und Fürsten, den Festsaal. _______________ Staude und Göpfert. Die Anbahnung des Verständnisses der humanen wirtschaftlichen und politischen Aufgaben, die einer Nation nach den Gesetzen ihrer geschichtlichen Ent- wickelung gestellt find — ohne diese Schule gelangt kein Volk zum rechten Gebrauch der ihm verliehenen politischen Rechte. Schulze-Lklitzsch. 148. Kaiser Wilhelm I. Kaiser Wilhelm war von hoher, edler Gestalt. Wer das Glück hatte, ihn zu sehen, mußte staunen über die straffe, soldattsche Haltung des Heldengreises. Mit einem echt königlichen, majestätischen Wesen vereinigte er die größte Milde und Leutseligkeit. Andern Freude zu machen, war seine Lust, und auch für Kinder hatte er oft ein freund liches Wort. Wenn er in Ems im Bade war und spazieren ging, streckten ihm die Emser Büblein nicht selten zuttaulich die Hand ent- gegen, die er dann mit freundlichem Lächeln herzlich schüttelte. Der Kaiser hatte ein kindlich frommes Herz. Ihn hatte das Glück nicht übermütig, der Ruhm nicht stolz gemacht. Sein Wahlspruch war: „Gott mit uns!" Wenn der Kaiser in Berlin wellte, so bewohnte er nicht das prächtige Königliche Schloß, sondern sein einfaches Palais am Eingänge „Unter den Linden", dem Denkmale Friedrichs des Großen gegenüber. Das erste Fenster links in der Front ist das „historische Eckfenster", nach welchem die Fremden in Berlin oft stundenlang hinüberschauten, um ihren geliebten Kaiser zu sehen, wenn er vom Arbeitsüsche aufstand und einmal ans Fenster ttat, um sich zu erholen. So oft sich der Kaiser zeigte, brausten ihm Jubelrufe entgegen, und manche Mutter hob ihr Kind auf, daß es des alten Kaisers freundliches Gesicht sähe. Der Kaiser Wilhelm war in allem sehr einfach. Als Schlafstätte

10. Teil 1 - S. 270

1915 - Berlin : Heymann
270 *2. fjaumcmn der sogenannten falten Rüche, der belegten Brote, außerdem der stärkere verbrauch in den mittleren und den bessergestellten Kreisen angenommen. „Es gibt Millionen von Menschen, denen es nichts schaden, vielmehr nützen würde, wenn sie sich größerer Mäßigkeit im Fleischgenuß befleißigen wollten . . . Selbst die Rinder werden frühzeitig an eine derartige Eßweise gewöhnt. Eine gehaltvolle Suppe, Mehlspeisen kennt man in vielen Familien überhaupt nicht. Das alles ist ein sinnloser Luxus für die einen, eine schädliche Lebensweise für die andern, und vor allem ein Verhängnis für die Rinder." (Rubner.) 5. Als eine Brotunsitte, die sich wie eine Krankheit verbreitet, be- zeichnet Rubner die Gewohnheit, kein Brot ohne Fettbelag zu essen. Die allgemeine und ausnahmslose Fettung des Brotes hält er für einen öffent- lichen Adelstand. „Wenn jeder Mensch in Deutschland täglich nur ein Gramm Butter weniger aufs Brot streicht, so macht das im )ahr einen Minder- verbrauch von 25 ooo Tonnen Butter. Die fugend muß so erzogen werden, daß sie das fettfreiebrot als ein wertvollesnahrungsmittel achtet." Rubner hat durch Untersuchung der Abwässer der Berliner Kanalisation festgestellt, daß täglich auf den Kopf der Bevölkerung 20 Gramm Fett wegfließen; das ergibt bei zwei Millionen Einwohnern täglich ^o ooo kg und bei dem nicht hoch bemessenenpreise von ^,5omark einen täglichenverlust von ooooomark! Dies Fett entstammt zumeist den Rüchenspülwässern. Solange es der Technik nicht gelingt, es wieder zu gewinnen, erleidet das Volksvermögen eine nicht wieder gutzumachende Schädigung, obwohl der Verlust für den einzelnen kaum fühlbar ist. — Mb diese Verluste ganz zu vermeiden sind? Nein. Aber bedeutend zu verringern! Niemand lege auf den Teller mehr, als er essen will und — esse dann auch alles. Es ist nicht unvornehm, auch nicht in Ge- sellschaft — sollte es wenigstens nicht sein —, den Teller leer zu essen. 6. Uber den sparsamen Verbrauch von Brot heißt es in dem Erlaß des Handelsministeriums vom 4. November ^9^ („Belehrung über Wirtschaftsführung während des Krieges"; Sonderdruck bei E. Heymann): „Wie oft sieht man, daß vom schon angeschnittenen Brote die oberste Scheibe abgeschnitten und nicht gegessen wird, weil sie nicht mehr ganz frisch ist, daß Brötchen und Semmeln nur angebrochen werden. Der Mann muß die Frau, die Frau die Dienstmädchen, die Eltern die Kinder stets und ständig dazu anhalten, mit dem Brot ehrerbietig umzugehen, kein Stück Brot abzuschneiden, kein Brötchen anzubrechen, das sie nicht aufessen, ^eder erinnere den andern daran, wie glücklich oft unsere Truppen auf vorgeschobenen Kosten wären, wenn sie das Brot hätten, das hier vergeudet wird, weise Sparsamkeit, die alles ausnützt, ist auch bei andern Nahrungsmitteln zu üben. Der Gesetzgeber kann hier nicht zwingen oder raten. Eine Hausfrau möge die andere beraten." Die Fortbildungsschule helfe dazu, daß der Krieg ein Erzieher zu einfacher und sparsamer Lebensweise werde, daß die Ehrfurcht vor dem Brot als einer Gottesgabe in das junge Geschlecht gepflanzt werde. Wenn auf keinem Schulhofe und auf keinem Flur Reste vom Frühstück zu sehen sind, ist sicher schon ein großer Erfolg erzielt. (Siehe auch „Krieg und Volksernährung", C 6, to und u.)
   bis 10 von 11 weiter»  »»
11 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 11 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 1
4 0
5 5
6 0
7 1
8 0
9 0
10 2
11 0
12 0
13 0
14 0
15 2
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 4
30 0
31 0
32 0
33 1
34 0
35 0
36 0
37 3
38 2
39 1
40 0
41 0
42 0
43 0
44 1
45 3
46 0
47 1
48 0
49 2

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 4
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 2
12 0
13 0
14 0
15 0
16 3
17 3
18 0
19 1
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 1
34 0
35 0
36 0
37 0
38 2
39 1
40 1
41 0
42 1
43 0
44 0
45 3
46 1
47 0
48 0
49 0
50 1
51 0
52 0
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 4
62 1
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 1
69 0
70 1
71 4
72 1
73 0
74 0
75 0
76 0
77 5
78 0
79 0
80 0
81 0
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 2
88 0
89 0
90 0
91 0
92 4
93 0
94 5
95 0
96 0
97 0
98 0
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 21
1 153
2 4
3 57
4 1
5 45
6 20
7 39
8 3
9 1
10 0
11 111
12 103
13 6
14 31
15 2
16 0
17 22
18 0
19 26
20 7
21 8
22 0
23 0
24 14
25 20
26 4
27 0
28 2
29 17
30 0
31 8
32 13
33 64
34 12
35 19
36 15
37 0
38 2
39 128
40 1
41 1
42 6
43 47
44 1
45 10
46 10
47 37
48 1
49 0
50 59
51 63
52 353
53 21
54 40
55 1
56 0
57 0
58 0
59 68
60 42
61 3
62 24
63 0
64 1
65 26
66 10
67 17
68 6
69 0
70 12
71 22
72 2
73 1
74 0
75 18
76 36
77 1
78 310
79 0
80 3
81 145
82 9
83 42
84 3
85 0
86 39
87 32
88 2
89 5
90 16
91 9
92 0
93 4
94 15
95 47
96 13
97 0
98 1
99 9
100 69
101 94
102 67
103 6
104 18
105 2
106 4
107 72
108 0
109 22
110 24
111 28
112 5
113 28
114 45
115 1
116 20
117 2
118 0
119 27
120 0
121 39
122 95
123 33
124 49
125 15
126 28
127 15
128 0
129 77
130 20
131 39
132 0
133 123
134 7
135 2
136 93
137 64
138 5
139 29
140 20
141 6
142 9
143 5
144 0
145 4
146 0
147 10
148 1
149 2
150 0
151 19
152 43
153 27
154 108
155 45
156 8
157 6
158 0
159 13
160 13
161 4
162 0
163 0
164 2
165 5
166 11
167 3
168 22
169 12
170 4
171 0
172 5
173 13
174 8
175 59
176 27
177 12
178 26
179 9
180 2
181 0
182 51
183 218
184 21
185 2
186 9
187 0
188 266
189 0
190 0
191 0
192 0
193 27
194 5
195 7
196 78
197 11
198 0
199 20